Bürgermeisterwahl

Vielfältige Verbindungen in den neuen Landtagswahlkreis

Im kommenden Jahr wird Rüdiger Holschuh, bisher SPD-Landtagsabgeordneter im Odenwaldkreis, neben Neckarsteinach und Wald-Michelbach auch für Hirschhorn zuständig sein. Deshalb war er jetzt beim SPD-Ortsverein zu Gast und stellte sich und sein Programm dort vor. Grund für die geänderte Zuständig ist eine Wahlkreisreform in Hessen.

Der SPD-MdL freut sich bereits auf die neuen Zuständigkeiten im hessischen Neckartal, sagte er. Holschuh wies darauf hin, dass dieses schon jetzt zum evangelischen Dekanat Odenwald gehört und es Berührungspunkte gibt. Daneben sind das Arbeitsamt Erbach und das Finanzamt Michelstadt für Hirschhorn zuständig. Allerdings empfindet es der Gammelsbacher als etwas unglücklich, dass jetzt Wahlkreis- über Landkreisgrenzen hinweg verlaufen.

Dem stimmte der SPD-Bürgermeisterkandidat Thomas Wilken zu. Der Stadtverordnete hob jedoch auf die Nähe zu Oberzent ab, mit dem man sich etwa mitten im Ort in Ober- und Unter-Hainbrunn trifft und das auf kurzen Wegen erreichbar ist. Auch an anderer Stelle existieren Kooperationen zwischen dem Odenwaldkreis und der Stadt Hirschhorn, erläuterte der Landtagsabgeordnete.

So ist die Neckarstadt mit einer Rufbuslinie an Beerfelden angeschlossen oder wird das Abwasser von Falken-Gesäß, Finkenbach oder Hainbrunn zur Kläranlage bei Neckarhausen entwässert. Oberzent, wo Holschuh außerdem Stadtverordneter ist, und Hirschhorn haben daneben „die gleichen Probleme im ländlichen Raum“.

Er war sich mit Wilken darin einig, dass beim Thema Tourismus „noch mehr drin ist“. Denn Hirschhorn ist derzeit vor allem auf der Neckarschiene aktiv, während Oberzent mehr Richtung Erbach und Michelstadt schaut. „Eine bessere Verzahnung ist wünschenswert“, ergänzte der Bürgermeister-Kandidat Wilken.

Dass die Zugehörigkeit zum neuen Wahlkreis durchaus Vorteile haben kann, unterstrichen auch SPD-Fraktionschef Max Weber und Ortsvereinsvorsitzender Carsten Ahlers. Zum einen sieht man mit Oberzent mehr Berührungspunkte als oft mit Neckarsteinach. Zum anderen sind die zentralen Orte des Kreises Bergstraße wie Heppenheim oder Bensheim ungleich weiter entfernt als Erbach.

In umgekehrter Richtung gibt es ebenfalls die Hoffnung des SPD-Ortsvereins, sich nicht wie bisher als manchmal eher unbekannte oder vergessene Ecke des Kreises zu fühlen, die an der Bergstraße ziemlich wenig interessiert. Sondern aufgrund der Nähe zum Odenwald-Südkreis in Landtagswahlkämpfen mehr wahrgenommen zu werden.

SPD-Vorstandsmitglied Jan-Paul Adler äußerte die Befürchtung, dass sich die Wahlkreisgrenzen in fünf Jahren wieder verschieben könnten. Durchaus möglich, entgegnete Holschuh, da die Bevölkerung im Ried und an der Bergstraße stark wächst. Er hält es aber für unwahrscheinlich, dass dies für Hirschhorn eine Rolle rückwärts bedeutet. Sondern es kommen eher noch weitere Gemeinden aus dem Osten des Bergstraßen-Wahlkreises wie etwa Grasellenbach möglicherweise mit in seinen Bereich.

Wilken und Holschuh stimmten mit Blick auf den ÖPNV überein, dass eine bessere Kooperation zwischen den Verkehrsverbünden Not tut. Um diese vielfältigen Verbindungen zu unterstreichen, sollte der Odenwald-Südkreis mit der Metropolregion Rhein-Neckar kooperieren, forderte Holschuh.

Beide SPD-Politiker sind scharfe Kritiker der Unterfinanzierung von hessischen Kommunen durch die Landesregierung. Diese fehlenden Mittel, erklärte Wilken, bringen zwei Nachteile mit sich: Die Gemeinden müssen schauen, wie sie an ihr Geld kommen – im Zweifel geschieht das über Grundsteuererhöhungen, die der Bürgermeister-Kandidat kategorisch ablehnt.

Auf der anderen Seite – und das mit Blick auf den Neckar durchaus wörtlich zu nehmen – rühren daher Standortnachteile gegenüber besser aufgestellten badischen Kommunen. Die können ihren Bürgern mehr bieten und sind auch für Firmenansiedlungen attraktiver. „Ein Unding“, findet Wilken, und kündigte an, im Falle seiner Wahl ein unbequemer Mahner an den entsprechenden Stellen zu sein.