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SPD Hirschhorn und Oberzent: „Nicht jeder muss alles selbst machen“

SPD Hirschhorn und Oberzent: „Nicht jeder muss alles selbst machen“

Es ist immer besser, Dinge zusammenzumachen als allein vor sich hinzuwerkeln: Das war der Tenor eines gemeinsames Treffens der Ortsvereine von SPD Hirschhorn und Oberzent. Es gibt bereits etliche Verzahnungen aus dem Neckartal hoch nach Beerfelden, stellten die Kommunalpolitiker beim Austausch fest.

Die kommunalen Aufgaben werden immer komplexer, sagte etwa Oberzent-SPD-Fraktionsvorsitzender Thomas Ihrig, früher Bürgermeister in Hesseneck. Da ist das sogenannte Onlinezugangsgesetz nur ein Baustein. Es verpflichtet die Gemeinden, bis Jahresende alle Leistungen für die Bürger auch digital zur Verfügung zu stellen. Egal wie klein eine Verwaltung ist, sie hat das zu leisten.

Oberzent hat sich für den Zweck der Verwaltungsdigitalisierung mit Erbach und Michelstadt zusammengeschlossen, ergänzte der Stadtverordneten-Vorsteher Dirk Daniel Zucht aus Beerfelden, gleichzeitig Vorsitzender des SPD-Ortsvereins. Von solchen Kooperationen kann man im Neckartal nur träumen, berichtete der Hirschhorner Bürgermeister-Kandidat Thomas Wilken von vergeblichen Bemühungen, dort mehr interkommunale Zusammenarbeit (IKZ) – am besten Richtung Oberzent – anzuregen.

Wobei diese IKZ kein Selbstzweck sein darf, warf Ihrig ein. „IKZ bedeutet, beide müssen das Gefühl haben, dass es passt.“ Eine Stadt darf dafür nicht nur zahlen, sondern muss auch die Leistungen spüren – gerade wenn die entsprechende Stelle woanders angesiedelt ist. Ein Thema, das gerade in Hirschhorn durch den ungeliebten Ordnungsbehördenbezirk mit Neckarsteinach hochaktuell ist.

„Wir buttern immer rein, aber bekommen viel zu wenig dafür“, wies Fraktionsvorsitzender Max Weber darauf hin, dass es in der Neckarstadt dahingehend ziemlich brodelt und bereits über einen eigenen Ordnungsbeamten nachgedacht wird. Denn beim ruhenden Verkehr herrscht Wildwest. SPD-Ortsvereinsvorsitzender Carsten Ahlers unterstrich dieses Statement.

Größer denken: Das macht Oberzent in vielen Bereichen. „Selbst mit 10.000 Einwohnern sind wir für manches zu klein“, erläuterte Ihrig. Dieses Festhalten an Kleinklein ist neben Weber auch Wilken ein Dorn im Auge. Der Bürgermeister-Kandidat kann sich sehr gut eine verstärkte Zusammenarbeit mit Oberzent in bestimmten Verwaltungsbereichen vorstellen. „Nicht jeder muss alles selbst machen“, betonte er.

So könnte es für Mitarbeiter einfacher sein, Aufgaben zu bündeln, sich zu spezialisieren und nicht als Allrounder für alles zuständig zu sein. Man kann gar nicht in allen Bereich das komplette Fachwissen haben, so Ihrig. Corona bewies, dass vieles möglich ist, wenn es nicht gerade mit Publikumsverkehr verbunden ist. Eine Spezialisierung „macht es leichter, Aufgaben zu bewältigen“.

Auch in anderen Bereich ist Oberzent besser aufgestellt, hörten die Hirschhorner mit Neid. So gibt es im Odenwaldkreis einen Förderlotsen, der schaut, wo eine Gemeinde am besten Fördergelder abgreifen kann. Oder man macht sich unter den Bürgermeistern Gedanken, wie man sich am besten angesichts des erwarteten Mangels beim Verwaltungs-Fachpersonal aufstellt.

In Sachen Tourismus hält Dirk Daniel Zucht eine Kooperation für sehr sinnvoll. Denn wenn Oberzent einen Anschluss Richtung Neckar hat und im Gegenzug Hirschhorn seine Fühler in die Seitentäler ausstreckt, „profitieren alle davon“. Auch in anderer Hinsicht könnte das Touristische verbindend sein. Etwa wenn gemeinsam Fördermittel über die Interessengemeinschaft Odenwald beantragt werden.

Für Ihrig ist ganz klar: „Wir dürfen nicht an den Gemeindegrenzen aufhören zu denken.“ Es gilt die Region Odenwald zu sehen, unabhängig von einer Kreis- oder Landeszugehörigkeit. Damit traf er den Nerv bei seinen Kollegen aus dem Neckartal. Die teilen durch die Wahlkreisreform mit Oberzent sowieso bald denselben Landtagsabgeordneten, so Ahlers: Rüdiger Holschuh.

Ein anderes Thema wird bereits im Odenwaldkreis intensiv beackert: Motorradlärm. Die dortige AG sieht Ihrig als gute Basis eines Zusammenwirkens. Das stellt man sich in Hirschhorn auch so vor, sagte der Bürgermeister-Kandidat. Doch seit einer Entscheidung des Stadtparlaments Mitte vergangenen Jahres, in ihr mitwirken zu wollen, „haben wir leider nichts mehr gehört“, bedauerte Wilken.

Einen Vorschlag von Ihrig unterstützte er sofort: Wieder einen Gemeinde-Austausch mit Eberbach als Zentrum ins Leben zu rufen. Den gab es früher mit einem Umkreis von 15 bis 20 Kilometern rund um die badische Neckarstadt, ohne Blick auf eventuell trennende Verwaltungseinheiten. „Klasse Sache“, meinte der Kandidat.