„Alles hängt mit allem zusammen“, stellte Gerald Kummer im Stadtcafé Grimm fest. Dorthin hatte der SPD-Ortsverein geladen, um mit dem Kandidaten für die Landrats-Direktwahl im Kreis Bergstraße am heutigen Sonntag über die Nahversorgung im ländlichen Raum zu diskutieren. Denn kleine Orte hätten in den vergangenen Jahren häufig die Erfahrung machen müssen, dass Läden schließen und auch die ärztliche Versorgung immer mehr zurückgehe, sagte Vorsitzende Ute Stenger bei der Begrüßung der 15 Anwesenden. In Hirschhorn könne man da noch zufrieden sein. Zudem hätten engagierte Bürger ein „Einkaufstaxi“ nach Eberbach auf die Füße gestellt.
Die Umgehungsstraße habe aus der Stadt nicht nur den Verkehr, sondern auch die Kunden gebracht, erklärte Bürgermeister Rainer Sens. Doch das sei bei weitem nicht das einzige Problem für den örtlichen Einzelhandel. Vielmehr mache dem auch der Strukturwandel in den Branchen sowie ein verändertes Verbraucherverhalten zu schaffen. Natürlich, so Referent Gerald Kummer, könne der Landkreis nicht in die Planungshoheit der Kommune eingreifen. Allerdings habe der Kreis sehr wohl eine Ausgleichsfunktion und solle kreisweit möglichst annähernd gleiche Lebensverhältnisse herstellen.
Und ein Landrat könne durchaus Gespräche mit potenziellen Investoren, die sich in ländlichen Gegenden niederlassen wollten, führen, sagte das Mitglied der Regionalversammlung Südhessen. Diese ist für die übergeordnete Raumplanung zuständig und entscheidet darüber, welche Geschäfte in welcher Größenordnung angesiedelt werden dürfen. Kummer erklärte mögliche Zielabweichungsverfahren. Eine Möglichkeit für Einzelhändler sei es auch, den Onlinehandel mit der Abholung der Ware im Geschäft zu kombinieren, um so Kunden an sich zu binden.
Untrennbar mit der Grundversorgung im ländlichen Raum verbunden sei auch der Öffentliche Personen-Nahverkehr (ÖPNV). Hirschhorn sei da durch die S-Bahn im Gegensatz zu Mörlenbach etwa in einer recht komfortablen Lage. Kreisweit gebe es jedoch noch erhebliche Defizite, die er nach einer für ihn erfolgreichen Landratswahl verbessern wolle.
Aus der RNZ vom 18.3.15, Seite 4 (MD/Foto: Marcus Deschner)