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Karsten Krug fordert „Hygienestandards first“ an Schulen

Überwald. Im Gespräch mit dem Landratskandidaten Karsten Krug und der Schulelternbeiratsvorsitzenden des Überwald-Gymnasiums (ÜWG) Wald-Michelbach, Martina Tavaglione, kritisiert die SPD-Landtagsabgeordnete Karin Hartmann, dass die Landesregierung mit ihrer Bildungspolitik Eltern, Schüler und Lehrer in hohem Maße verunsichere. „Der schwarz-grünen Regierung fehlt ein klarer Kompass, wie Schule unter Corona-Bedingungen vor und nach den Sommerferien funktionieren kann“, so Hartmann.  

Karsten Krug weist in diesem Zusammenhang auf die Umfrage der Kreisschülervertretung hin. Diese fordert, dass Homeschooling nicht zu einer noch stärkeren sozialen Ungleichheit je nach Bildungsstandard der Familien führen darf. Der Kreisbeigeordnete kritisiert, dass die Beseitigung dieser Ungleichheit teilweise auf ehrenamtliche Aktivitäten vor Ort abgewälzt wird. Er nennt hier das Spenden von digitalen Endgeräten an „bedürftige“ Familien.

Hartmann sieht die Ursache der Misere in einer verfehlten Landespolitik. „Jetzt rächt sich, dass Hessen die Digitalisierung verschlafen hat.“ Auch weigere sich die schwarz-grüne Regierung bisher, eine Bestandsaufnahme bezüglich Sanierung und Schulbaubedarf zu machen. Da absehbar sei, dass es einen schulischen Regelbetrieb, „wie wir ihn vor der Zeit der Pandemie kannten“, in absehbarer Zeit nicht geben wird, muss ihrer Meinung nach allen Schülern, aber auch den Lehrkräften, zeitnah ein mobiles Endgerät zur Verfügung gestellt werden.

„Lernen auf Distanz digital mit unterrichtsersetzenden Maßnahmen“, ist für die Wahlener SPD-Landespolitikerin der richtige Weg – solange das Lernen im Klassenraum nicht möglich ist. Es bedarf aber nicht nur digitaler Endgeräte, so Hartmann. „Wir brauchen dringend ein Konzept, wie Lernen auf Distanz und Präsenzlernen in der Schule auch für leistungsschwache Schüler gewährleistet werden kann.“

Die SPD-Frau setzt sich daneben für individuelle Förderpläne ein, um Versäumtes nachzuholen. Außerdem sei ein Sofortprogramm für Schulen dringend notwendig, um die organisatorischen Voraussetzungen für Unterricht unter Corona-Bedingungen zu schaffen. „Hier ist es nicht damit getan, die Verantwortung auf Schulträger und Schulleitungen abzuwälzen“, kritisiert Hartmann abschließend.

Landratskandidat Krug schlägt den Bogen zum Kreis: Bei Investitionen in den Schulbau (der Kreis ist Schulträger) sollten Maßnahmen zu Verbesserungen der Hygienestandards eine hohe Priorität eingeräumt werden. „Hygienestandards first“, lautet sein Schlagwort für Ausbau und Sanierung von Toiletten und Waschbecken. Dieser hat für ihn Vorrang vor der Anschaffung von Whiteboards.

Die Vorsitzende des ÜWG-Gesamtelternbeirats Martina Tavaglione, gleichzeitig Mitglied im SPD-Unterbezirk Bergstraße, hat selbst drei Kinder an den Schulen von Wald-Michelbach. „Es werden sich Gräben der sozialen Unterschiede bei den Schülern öffnen“, befürchtet sie. Elternhäuser können die Anforderungen auf Dauer nicht leisten, beklagt Tavaglione. Sie müssten das auch nicht, da sie keine Lehrer sind. „Benachteiligte Kinder fallen hinten runter“, ist für sie die Folge. 

In den Familien fallen Frauen wieder in die traditionelle Rolle zurück, weil sie plötzlich alles stemmen müssen, beobachtet sie: Beruf, Familie, Haushalt, Erziehung, Betreuung und Beschulung der Kinder. „Es reichen keine medialen Endgeräte“, weiß sie. Die Digitalisierung wird immer wieder gefordert, „aber wir brauchen Menschen, die sich damit auskennen“, Support direkt an den Schulen, den Verbrauchern anbieten. „Wir brauchen dringend einen richtigen Plan“, ist Tavagliones Credo. Inhalt: Wie verfährt man mit diesem Jahrgang, wie soll der Lernstoff nachgeholt werden. „Oder kommen dann nur noch die ganz Harten in den Garten?“, stellt sie provokant in den Raum. 

Es ist für Schulen mit dem ohnehin schon raren Personal eine Herkulesaufgabe, alleine die Hygieneplane zu erstellen und die Stundenpläne einzurichten, beklagt Tavaglione. Dazu fallen jetzt viele Lehrer zusätzlich weg, da sie Risikopatienten oder Ü60 sind. Einige Schulen schaffen es ihrer Kenntnis nach nicht einmal, den geforderten Präsenzunterricht von sechs Stunden in der Woche zu stemmen. (Nicht nur) Ihre Furcht: Was, wenn eine zweite Welle kommt?